Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №14/2009

Literatur

Rolf Schneider
Liebe

Fortsetzung aus Nr. 12, 13/2009

Inzwischen ist es wieder low; der ganze Carnaby-Ramsch verschwand mit dem vorletzten Ausverkauf; den Rest besorgte der Regen. Bei meinem letzten Besuch war Hamburg mürrisch und melancholisch, wie ich es kannte, wie ich es mochte; es gab kalten Wind, natürlich gab es Niederschlag. Ich fuhr durch Fuhlsbüttel und war glücklich über die Backsteinwände, denen keine Umweltverschmutzung einen Deut ihrer Färbung abhandelt: In makellosem Ziegelrot standen sie gegen das makellose Grün des Vorgartenrasens, und dabei war es doch noch nicht einmal Vorfrühling. Ich trottete Chausseen hinab, die, auch ein Hamburger Wunder, selbst im Zustand äußerster Heimsuchung durch den Verkehr die Illusion spenden können, sie seien ein Paradies menschlicher Vereinzelung. Ich ging zu Cölln, den schon Heine mochte und versifiziert verewigte, weshalb auch ich mich ermuntert fühle zu sagen, daß es dort die besten Austern der Welt gibt.
Ich fuhr zu den Landungsbrücken. Ich sah zu, wie die Fährschiffe vor den Docks anlegten und die Arbeiter der Frühschicht hergaben: Scharen von selbstbewußten, durch keinerlei kleinbürgerlichen Opportunismus gebrochenen Männern, daß ich sofort an Thälmann denken mußte und an den Aufstand Anfang der zwanziger Jahre; und das Brackwasser war ölig, die Docks zerflossen im frostigen Dunst; ich fror, ich ging in die nächste Kneipe, ich erwärmte mich mit einem Schnaps, ich verscheuchte den fliegenden Groschenblattverkäufer, ich betrachtete die Flundern im Schlacht-Aquarium des Tresens, und die Flundern blickten stumpfsinnig durchs dicke Glas zurück.
Ich liebe Hamburg.
Ich weiß keine Erklärung.
Es ist eben so.

Aus: Rolf Schneider: Annäherungen & Ankunft.
Hinstorff Verlag, Rostock 1982. S. 220–232.

 

Der Abdruck folgt dem Original von 1982 und entspricht damit nicht den heute gültigen Rechtschreibregelungen.

Ramsch, der; -[e]s, -e <Pl. selten> [H. u.] (ugs. abwertend): a) [liegen gebliebene] minderwertige Ware; Ausschuss: im Ausverkauf wurde auch viel R. angeboten; b) wertloses Zeug; Plunder, Kram.

mür|risch <Adj.>: Unzufriedenheit od. schlechte Laune im Gesichtsausdruck od. durch eine unfreundliche, einsilbige, abweisende Art erkennen lassend: ein -es Gesicht machen; m. grüßen.

Deut [niederl. duit = eine niederl. Scheidemünze < mniederl. duyt, eigtl. = abgehauenes Stück]: nur in der Fügung keinen/nicht einen D. (gar nicht[s]): keinen/nicht einen D. wert sein; nicht einen D. um etwas geben; sich nicht einen D. um etwas kümmern; [um] keinen D. besser sein.

trot|ten <sw. V.; ist> [zu Trott]: langsam, schwerfällig, stumpfsinnig irgendwohin gehen, sich fortbewegen: durch die Stadt, zur Schule, nach Hause t.; die Kühe trotten in den Stall.

Heim|su|chung, die; -, -en: 1. Schicksalsschlag, der als Prüfung od. Strafe von Gott empfunden wird: sie hatten viele -en zu ertragen. 2. (christl. Rel.) Begegnung der mit Jesus u. Johannes dem Täufer schwangeren Frauen Maria u. Elisabeth im Hause Elisabeths: das Fest der H. Mariä (kath. Rel.; des Besuchs von Maria bei Elisabeth; urspr. am 2. Juli, dann am 31. Mai); auf dem Altarbild ist eine H. dargestellt. 3. (südd.) Haussuchung.

Brack|was|ser, das <Pl. ...wasser>: (im Mündungsgebiet von Flüssen u. in Strandseen sich bildendes) Gemisch aus Salzwasser u. Süßwasser.