Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №18/2008

Fortbildungskurs

Entwicklung der grammatischen Kompetenz mithilfe des Aufgaben- und Übungssystems

Lektion 2. Genera Verbi im Deutschen

Erstellt von Alexander Bashanow

(Fortsetzung des Artikels aus Nr. 17/2008)

PLAN

Zeitung
Nr.

Lektion

17

Lektion 1. Bildung und Gebrauch der Zeitformen im Deutschen

18

Lektion 2. Genera Verbi im Deutschen

19

Lektion 3. Infinitivformen im Deutschen
Kontrollarbeit Nr. 1

20

Lektion 4. Objekt- und Subjektsätze

21

Lektion 5. Attributsätze

22

Lektion 6. Temporalsätze
Kontrollarbeit Nr. 2

23

Lektion 7. Der Konjunktiv

24

Lektion 8. Konjunktivformen als Mittel zum Ausdruck der Irrealität
Abschlussarbeit

Im Deutschen wird zwischen zwei Genera unterschieden: dem Aktiv und dem Passiv. Dabei berichten beide Genera von einem und demselben Ereignis, schildern aber dieses aus zwei verschiedenen Perspektiven. Das Aktiv ist intonatorisch und kommunikativ auf das Objekt der Handlung gerichtet, da das Neue meist am Satzende auftaucht und auch die letzten Silben im Satz mit Hauptbetonung belegt werden. Das Passiv hingegen richtet sich auf den Täter oder, wenn dieser fehlt (der Täter kann im Satz einfach nicht erwähnt werden), auf die Handlung selbst. Syntaktisch steht im Aktiv das Subjekt (Täter) im Vorfeld, wobei im Passiv das Objekt der Handlung ins Vorfeld rückt. Kurz zusammenfassend kann man auf unterschiedlichen pragmatischen Wert beider Genera im Deutschen hinweisen.
Das Passiv ist im Deutschen grammatisch besser ausgebaut als das Aktiv, was in der Vielfalt möglicher Passivstrukturen zum Ausdruck kommt. Die deutschen Passivstrukturen werden der Semantik nach in drei große Gruppen eingeteilt: in die des unpersönlichen, in die des persönlichen Passivs und in die des Zustandspassivs. Diese Strukturen haben einiges gemeinsam, weisen aber auch Unterschiede auf. Syntaktisch gesehen kann man eingliedriges, zweigliedriges und drei­gliedriges Passiv im Deutschen entdecken, je nachdem, wie viele Bestandteile eines passivischen Satzes vorhanden sind. Zu diesen zählen: Objekt der Handlung, die Handlung selbst oder der herbeigewirkte Zustand (in den das Objekt versetzt wird), Urheber/Täter/Vermittler/Mittel der Handlung oder des herbeigewirkten Zustandes:
(1) Es wird getanzt.
(2) Es wird mir selten von meinen Freunden geholfen.
(3) Das Haus wird gebaut.
(4) Das Haus wird von Bauarbeitern gebaut.
(5) Das Haus wurde durch den Luftangriff zerstört.
(6) Das Haus wurde durch die/mit den Bomben zerstört.
(7) Das Haus ist längst gebaut.
(8) Die Stadt ist durch einen Fluss getrennt.
Wenn man die oben angeführten Passivsätze analysiert, so stellt man fest, dass im ersten ein eingliedriges unpersönliches Passiv vorliegt, im zweiten ein zweigliedriges unpersönliches Passiv zutage kommt, der dritte Satz ein zwei­gliedriges persönliches Passiv darstellt, die Sätze 4–6 sich als dreigliedriges persönliches Passiv klassifizieren lassen, der Satz 7 als zweigliedriges Zustandspassiv bezeichnet werden kann und der letzte, achte ein gutes Beispiel für dreigliedriges Zustandspassiv ist. Sind alle möglichen Bestandteile einer passivischen Konstruktion vorhanden, so spricht man von einem dreigliedrigen Passiv, fehlt ein oder zwei Bestandteile, geht es um zwei- bzw. eingliedriges Passiv.
Im Unterschied zum Aktiv sind nicht alle Verben im Deutschen dazu fähig, in einem Passivsatz vorzukommen. Während die Regeln der Bildung von Passivstrukturen im Prinzip alle Typen umfassen, sollte man bedenken, dass es keine einheitlichen semantischen und grammatischen Einschränkungen für die Bildung dieser drei Basisstrukturen des Passivs gibt.
Bevor man zur Bildung der Passivformen übergeht, müsste man noch einmal die Frage behandeln, wie viele Genera Verbi es im Deutschen gibt? Und da muss man vielen Forschern recht geben, die im Deutschen drei Genera Verbi entdecken. Zwar kann diese Frage endgültig nicht gelöst werden, aber man spricht vom Aktiv, vom Vorgangspassiv und vom Zustandspassiv, was auch aus vielerlei Hinsicht berechtigt ist.
Das Vorgangs- und Zustandspassiv wie auch Aktiv weisen ein lückenlos entwickeltes Zeitformensystem. Es werden also alle Zeitformen gebildet, dabei wird das Vorgangspassiv mithilfe des Hilfsverbs werden, das Zustandspassiv aber mithilfe des Hilfsverbs sein gebildet:

Vorgangspassiv

Futur II

es wird gebaut worden sein

Futur I

es wird gebaut werden

Präsens

es wird gebaut

Präteritum

es wurde gebaut

Perfekt

es ist gebaut worden

Plusquamperfekt

es war gebaut worden

 

Zustandspassiv

Futur II

es wird gebaut gewesen sein

Futur I

es wird gebaut sein

Präsens

es ist gebaut

Präteritum

es war gebaut

Perfekt

es ist gebaut gewesen 

Plusquamperfekt

es war gebaut gewesen

Man sollte nicht außer Acht lassen, dass einige Passivformen gebildet werden können, aber kaum gebraucht werden. Das gilt z. B. für das Futur II Zustandspassiv. Plusquamperfekt Zustandspassiv wird auch selten verwendet, es ist nicht so leicht, sich einen Kontext einfallen zu lassen, in dem diese Struktur am Platz sein könnte.
Auch die Form des Hilfsverbs werden im Perfekt und Plusquamperfekt Vorgangspassiv macht auf sich aufmerksam, da das Präfix ge- wegfällt, im Vergleich zum Perfekt Aktiv, wo das Verb werden dieses Präfix beibehält:
(9) Etwas ist schöner geworden. Aber: Das Haus ist gebaut worden.


Unpersönliches Passiv

Unpersönliches Passiv macht den Leser oder den Zuhörer auf die Handlung selbst aufmerksam:
(10) Es wird hier abends getanzt.
Der Täter und das Objekt der Handlung werden meistens nicht erwähnt, dagegen kommen in solchen Sätzen zahlreiche Angaben vor, die Näheres zum Verlauf der Handlung berichten (z. B.: (10) – hier, abends etc). Da diese Struktur die Handlung in den Vordergrund rückt, kann unpersönliches Passiv nur von Verben gebildet werden, die Aktivität, Handlung, Tätigkeit bezeichnen, nicht aber von den Verben, die einen Zustand oder ein Verhältnis zum Ausdruck bringen. Der Transitivität des Verbs kommt bei der Bildung des unpersönlichen Passivs keine besondere Rolle zu, weil auch intransitive Verben unpersönliches Passiv oft genug bilden:
(11) Es wird mir kaum geholfen.
(12) Es wurde der Toten gedacht.
(13) Jeden Tag wurde trainiert.
(14) Darauf ist schon längst verzichtet worden.
(15) (Falsch:) Es wurde geblieben. [...]
Es gibt auch weitere Einschränkungen: Reflexive und unpersönliche Verben können kein unpersönliches Passiv bilden. Wie auch – das ist viel wichtiger – die Verben, die eine Handlung, Tätigkeit bezeichnen, die nicht vom Menschen ausgeführt wird. Deswegen gelten die Sätze 16–19 als unkorrekt:
(16) Es wurde in der Nacht gebellt.
(17) Es wurde viel passiert.
(18) Es wurde geregnet.
(19) Es wurde sich erholt.
Transitive Verben können im unpersönlichen Passiv gebraucht werden, aber das sind oft die Verben, die nicht nur transitiv – in Verbindung mit einem Akkusativobjekt –, sondern auch intransitiv gebraucht werden können. Solche Verben haben ein fakultatives Akkusativobjekt bei sich. Vergleichen Sie:
(20) Gestern wurde den ganzen Tag gesungen.
(21) Gestern wurde eingeschätzt.
Während Satz 20 von Deutschen als ein korrekter Satz wahrgenommen wird, wirkt Satz 21 ziemlich seltsam. Das kommt davon, dass «singen» ein fakultatives Akkusativobjekt hat und sowohl einen transitiven als auch einen intransitiven Gebrauch zulässt, das Verb «einschätzen» erfordert in allen Kontexten das Ausfüllen dieser Position, egal, ob durch ein Substantiv oder einen Nebensatz.
Oft bildet man das unpersönliche Passiv von Bewe­gungs­verben, von Verben mit einem Präpositionalobjekt oder einem direkten Dativ-/Genitivobjekt:
(22) Es wurde diese Woche viel geschwommen.
(23) Ihm wurde zum Geburtstag gratuliert.
(24) Damit wurde nicht gerechnet.
(25) Es wird an ihn selten gedacht.
(26) Es wurde der Toten gedacht.
Da im unpersönlichen Passiv seiner Funktion und Bedeutung nach kein Subjekt (= Objekt der Handlung) erwähnt werden sollte, übernimmt formell die Funktion des Subjekts das Pronomen es, das sich auf kein Wort im Vor-, Nachtext und auf kein Objekt in Realität bezieht. Gerade aus diesem Grund wird das Pronomen es in dieser Funktion «Platzhalter» genannt. Es besetzt die erste Stelle im Satz und signalisiert, dass der Satz grammatisch korrekt ist. Will man aber aus intonatorischen oder pragmatischen Gründen mit einem anderen Satzglied den Satz anfangen, so soll das Pronomen es ausgelassen werden.
(27) Es wurde ihm voriges Jahr nicht zum Geburtstag gratuliert.
(28) Voriges Jahr wurde ihm nicht zum Geburtstag gratuliert.
(29) Ihm wurde voriges Jahr zum Geburtstag nicht gratuliert.
(30) Zum Geburtstag wurde ihm voriges Jahr nicht gratuliert.
(31) Gratuliert wurde ihm voriges Jahr zum Geburtstag nicht.
Während Sätze 27 und 28 als neutral gelten, wirken Sätze 29–31 nicht neutral und weichen etwas, stark und sehr stark von der neutralen Wortfolge ab. Diese Abweichung dient der Hervorhebung einiger Satzglieder und der Verstärkung der Negation.
Es ist nicht erforderlich, den Urheber der Handlung in solchen Passivsätzen zu nennen, doch es kommt, wenn auch selten, dazu. Wichtig ist Folgendes zu beachten:
1. der Urheber wird fast ausschließlich mithilfe der Prä­position von in diese Sturktur eingeführt;
2. in Sätzen mit Bewegungsverben sollte man den Urheber lieber nicht erwähnen, sonst wirken sie ziemlich komisch;
3. in Sätzen mit Verben mit Dativ-, Genitiv- und Präpo­si­tionalobjekt ist die Angabe des Urhebers oft berechtigt, man hat an folgenden Sätzen kaum was auszusetzen:
(32) Ihm wurde selten von Freunden geholfen.
(33) Es wurde für Ordnung vom Lehrer gesorgt.
(34) Es wurde ihm öfters von seinem Arzt zu einer Reise in den Süden geraten.
(35) Ihm wurde selten von seinem Gegner gedroht.
(36) Mir wurde von keinem dafür gedankt.


Persönliches Passiv

Persönliches Passiv wird nur von transitiven Verben gebildet. Alle anderen Verben, wie z. B. reflexive, modale, unpersönliche etc., kommen bei der Bildung dieser Art Passiv gar nicht in Frage1.
Die Klasse von transitiven Verben ist nicht einheitlich, sodass auch nicht alle transitiven Verben persönliches Passiv bilden können. Ausgeschlossen oder von sehr beschränkter Akzeptanz (das bedeutet, dass in einigen Texttypen, z. B. in wissenschaftlichen, diese Verben in passivischen Sätzen gebraucht werden) ist das persönliche Passiv:
– von Verben des Besitzens und des Besitzwechsels, wie haben, bekommen, erhalten, kriegen, besitzen, kosten (einen bestimmten Preis haben);
– von «Behälter»-Verben, wie enthalten, umfassen;
– von Verben wissen und kennen;
– von Verben schulden, verdanken;
– von Verben mit dem Reflexivpronomen im Dativ sich einbilden, sich merken, sich vorstellen, sich vornehmen (die meisten von diesen Verben werden ohne das Reflexivpronomen im Dativ nicht gebraucht).
Außerdem lassen sich auch folgende aktive Sätze ins persönliche Passiv nicht umwandeln:
– mit einem Wahrnehmungsverb und einem dazu gehörenden Infinitiv (37);
– mit einer festen Wortverbindung aus einem Bewegungs- oder einem Funktionsverb und einem artikellosen Substantiv im Akkusativ (38, 39, 40).
(37) Er wird von ihm kommen gesehen.
(38) Sport wird von ihm getrieben.
(39) Anerkennung wird von seinem Buch gefunden.
(40) Es wird von ihm seit drei Jahren Auto gefahren.
Da für einen passivischen Satz die Dominanz des Objekts der Handlung gilt, wird der Agens/der Urheber der Handlung selten angegeben. Und zwar aus verschiedenen Gründen. Der Urheber kann entweder unbekannt oder uninteressant sein. Dazu haben passivische Sätze auch verallgemeinernde Funktion:
(41) Häuser werden aus verschiedensten Stoffen gebaut.
(42) Steuererklärungen werden Ende Mai ausgefüllt und ans Finanzamt geschickt.
Wenn es aber wichtig ist, auf den Agens hinzuweisen, so bietet das Deutsche zahlreiche Möglichkeiten zur näheren Beschreibung der Handlung. Die sogenannte Agensphrase, mit deren Hilfe das Subjekt der Handlung in den passivischen Satz eingefügt wird, lässt dem Sprechenden oder dem Schreibenden genug Freiheit, selber die Rolle des Subjekts zu bestimmen, indem er unter den Präpositionen von, durch, mit wählen kann. Ist sich der Agens der Auffassung des Schreibenden/Lesenden nach der Handlung bewusst und will selber das Resultat der Handlung erzielen, so entscheidet man sich für die Präposition von + D. (in einigen Text­sorten auch seitens + G. oder vonseiten + G.):
(43) Der Brief wurde von ihm vernichtet.
(44) Das Auto wurde von meinem Vater gekauft.
(45) Das Konzert wurde von meinem besten Freund aufgenommen.
Wird das Resultat der Handlung vom Agens ungewollt/nicht gezielt erreicht oder handelt der Agens im Auftrag einer anderen Person, ist Vermittler, so wird die Präposition durch bevorzugt. Durch wird auch verwendet, wenn man ein Mittel nennt, das dazu verholfen hat und vom Agens gezielt eingesetzt wurde/wird:
(46) Dresden wurde durch den Luftangriff der Alliierten zerstört.
(47) Der Brief wurde ihr durch den Postboten überreicht.
(48) Der Markt wurde durch den Anstieg der Ölpreise ins Schwanken gebracht.
(49) Er wurde durch mich darüber informiert.
Die Präposition mit ist eindeutig, gibt das Mittel an und ist in vielen Kontexten gegen durch austauschbar:
(50) Das Gebäude wurde mit Bomben zerstört.
(51) Das Bild wurde mit einer Reißzwecke an der Wand befestigt.


Zustandspassiv

Das Zustandspassiv dient zur Wiedergabe eines neuen Zustands des Objekts, der Resultat der vom Verb bezeichneten Handlung ist. Wichtig für die Bildung des Zustandspassivs ist nicht nur die Transitivität des Verbs (Zustandspassiv können nur die Verben bilden, die auch das persönliche Passiv bilden), sondern auch dieser durch eine bestimmte Handlung erzielte Zustand des Objekts2. So ist z. B. das Fenster zuerst zu, hat einen bestimmten Ausgangszustand. Danach macht man das Fenster auf, das Fenster wird aufgemacht. Der Ausgangszustand, das Objekt selber wird anders. Und so ist nach einiger Zeit das Fenster schon auf – geöffnet. Der Endzustand – und das ist auch für die Bildung des Zustandspassivs wichtig – bleibt eine Weile oder auch länger stabil, unterscheidet sich von dem Ausgangszustand und ist zu sehen. Man bildet das Zustandspassiv von transitiven Verben, die eine Tätigkeit bzw. Handlung bezeichnen, die auf die Änderung des Objekts gerichtet ist. So kann:
einer gewaschen sein,
ein anderer rasiert sein,
noch jemand immatrikuliert sein,
eine Tür geschlossen sein,
ein Geschäft renoviert sein,
ein Zimmer aufgeräumt sein,
eine Lampe ausgewechselt sein,
ein Buch zerlesen sein,
ein Glas zerbrochen sein,
ein Haus gebaut sein,
eine Uhr repariert sein,
ein Dokument gestempelt sein,
eine Wohnung ausgestattet/möbliert sein,
eine Geschichte ausgedacht sein,
eine Oper komponiert sein,
ein Brief geschrieben sein,
ein Motor geölt sein,
das Essen gekocht sein,
ein Tisch verkauft sein,
ein Bild ausgestellt sein [...]
Es ist aber nicht immer leicht zu bestimmen, ob Zustandspassiv zu bilden ist. Wenn man jemanden lobt, kann der auch gelobt sein? Wenn man ein Buch liest, kann das Buch gelesen sein? Wenn man einen Koffer packt, kann der gepackt sein? Wenn man einen Reisepass mitnimmt, kann der mitgenommen sein? Wenn man einen Fernseher ausschaltet, kann der ausgeschaltet sein?
Während der Fernseher beim Ausschalten nicht mehr leuchtet – und das deutlich zu sehen und zu merken ist –, kann der Fernseher ausgeschaltet sein (der Endzustand unterscheidet sich vom Ausgangszustand), ändert sich was am Buch, nachdem man darin gelesen hat? Ja, können einige behaupten. Und da werden sie schon recht haben, aber wenn man das Verb «lesen» im Wörterbuch nachschlägt und sich nochmals überlegt, ob man mit dem Verb «lesen» all das benennt, was mit einem Buch alles passieren kann, dann stellt einer fest, dass Zerlesen, Seitenausreißen, Beschädigen, Bekleckern etc. mit dem Lesen selbst nichts zu tun haben. Also kann das Buch zerlesen, beschädigt, bekleckert sein und die Seiten können auch ausgerissen sein, gelesen aber kann das Buch nicht sein. Dagegen ist der Koffer gepackt, gelobt ist im Deutschen keiner wie auch kein Reisepass mitgenommen sein kann. Man sollte bei der Bildung des Zustandspassivs also abwägen, ob die Bedeutung des Verbs diese Änderung des Objekts als Resultat der Handlung beinhaltet.
Der Satz mit dem Zustandspassiv ist meistens zweigliedrig, es gibt den Hinweis auf das Objekt der Handlung und die Handlung selbst. Der Agens taucht kaum auf, da eine der wichtigsten Besonderheiten dieser Passivstruktur die Konzentration auf das Objekt und auf Veränderung ist, die es erfährt. Die Agensphrase ist nur beschränkt möglich. Es geht aber in diesen Fällen oft um Nicht-Lebewesen als eventuelle Agenzien, die man als ein Charakteristikum des neuen Zustandes qualifizieren könnte (52, 53). Auch ist das Zustandspassiv mit der Agensphrase bei Verben, wie bewilligen, beanspruchen u. a. möglich (54, 55):
(52) Die Straße ist von Lampen beleuchtet.
(53) Die Burg ist vom Wald umgeben.
(54) Er ist von seiner Familie beansprucht.
(55) Die Thesen sind von ihm gebilligt.
Ausgerechnet das Vorhandensein der Agensphrase sowie unterschiedliche Verträglichkeit mit Temporalangaben lässt einem genug freien Raum, zwischen dem aufgetretenen neuen Zustand oder dem Prozess und dem Vorgangspassiv oder Zustandspassiv zu wählen, natürlich, wenn beide Formen möglich sind:
(56) Das Geschäft wurde erst gestern von der Stadtverwaltung geschlossen.
(57) Das Geschäft ist schon seit einem Monat geschlossen.
Zwar könnte man einen Kontext formulieren, in dem das Zustandspassiv auch mit einer punktuellen Zeitangabe kombiniert werden könnte, dennoch verträgt sich das Vorgangspassiv kaum mit einer Temporalangabe, die die Dauer betont3.


Passiv mit Modalverben

Modalverben bilden kein Passiv, lassen sich mit passivischen Strukturen doch verbinden, und zwar mit dem Infinitiv Passiv, z. B.:
(58) Der Stoff soll bis zur Prüfung gründlich wiederholt werden.
(59) Das Haus kann erst nächstes Jahr renoviert werden.
(60) Das Buch darf nicht nach Hause ausgeliehen werden.
(61) Er will nicht gestört werden.
(62) Sie mag danach gefragt werden.
(63) Es muss nicht noch einmal wiederholt werden.
Auf die Einschränkungen und Besonderheiten der oben angeführten Strukturen wird aber ausführlicher in der nächsten Lektion eingegangen.


Konkurrenzformen des Passivs ohne Modalfaktor

Ein passivischer Satz lässt sich durch folgende aktivische Strukturen ersetzen:
1. Man-Satz (besonders wenn der Agens ungenannt bleibt):
(64) Die Tür wurde geöffnet. → Man öffnete die Tür.

2. Konstruktion «bekommen/kriegen + Partizip II»:
(65) Ihm wurde ein Buch geschenkt. → Er bekam ein Buch geschenkt.

3. Konstruktion «bekommen/erfahren/erhalten/finden/gehen/gelangen/kommen»:
(66) Sein Wunsch wurde erfüllt. → Sein Wunsch ging in Erfüllung.
(67) Das Buch wird anerkannt. → Das Buch fand Anerkennung.
(68) Der Text wurde geändert. → Der Text erfuhr Änderung.
(69) Ich wurde unterstützt. → Ich bekam Unterstützung.

4. Reflexivverb:
(70) Der Schlüssel wird gefunden werden. → Der Schlüssel findet sich.
(71) Das Buch wird gut verkauft. → Das Buch verkauft sich gut.
Bei einigen Verben mit Null-Valenz (d. h., dass diese Verben nur das Subjekt erfordern) kann der Passivsatz durch einen aktivischen Satz ersetzt werden, dabei sind Subjekte in beiden Sätzen gleich. Vergleichen Sie:
(72) Das Geschäft wird geschlossen.
(73) Das Geschäft schließt.


Konkurrenzformen des Passivs mit Modalfaktor

Ein passivischer Satz mit einem Modalverb lässt sich durch folgende aktivische Strukturen ersetzen:
1. «sein + zu + Infinitiv»:
(74) Der Auftrag kann bis Montag erledigt werden. → Der Auftrag ist bis Montag zu erledigen.
Dabei sollte man darauf achten, dass die «sein + zu + Infinitiv»-Struktur nicht nur die Möglichkeit, sondern auch Notwendigkeit, Befehl, Bitte, Forderung, Erlaubnis oder Verbot zum Ausdruck bringen kann. Während ein Modalverb eindeutig ist, ist die Bedeutung der «sein + zu + Infinitiv»-Struktur aus dem Kontext zu erschließen. Man sollte den Kontext so formulieren, dass diese Struktur nur eine Lesart hat.

2. «sein + Adjektiv auf -bar, -lich, -abel, -bel»:
(75) Die Handschrift kann nicht gelesen werden. → Die Handschrift ist nicht leserlich.
(76) Das Auto kann nicht repariert werden. → Das Auto ist nicht reparierbar.
Wichtig ist, dass diese Suffixe nur die Möglichkeit zum Ausdruck bringen können.

3. «lassen + Verb»:
(77) Die Aufgabe kann gelöst werden. → Die Aufgabe lässt sich lösen.
Diese Struktur bringt nur die Möglichkeit zum Ausdruck.

4. Reflexivverb + Adjektiv:
(78) Das Buch kann gut verkauft werden. → Das Buch lässt sich gut verkaufen4.


Mögliche Übungen

1. Sagen Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Man singt. – Es wird gesungen.
Man schimpft. Man schläft. Man tanzt. Man lacht. Man arbeitet. Man plaudert. Man ...
(einfache Verben, zum größeren Teil intransitive, teilweise auch transitive, aber ohne Ergänzung).

2. Formulieren Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Man schreibt (часто, несколько часов). – Oft wird einige Stunden lang geschrieben.
(Man übt unpersönliches Passiv und Zeitangaben und macht Schüler darauf aufmerksam, dass es verschwindet, wenn sein Platz besetzt wird.)

3. Formulieren Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Man tanzt (здесь, с 15 до 17 часов). – Hier wird von 15 bis 17 Uhr getanzt.
(Man übt unpersönliches Passiv und Zeit- und Lokalangaben und macht Schüler darauf aufmerksam, dass es verschwindet, wenn sein Platz besetzt wird.)

4. Formulieren Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Man hilft ihm nie. – Es wird ihm nie geholfen./Ihm wird nie geholfen.
Man gratuliert ihm zum Geburtstag. Man verzeiht ihm oft. Man rät ihm, länger zu bleiben. ...
(Man übt unpersönliches Passiv von intransitiven Verben mit dem Dativobjekt und macht die Schüler darauf aufmerksam, dass es verschwindet, wenn sein Platz besetzt wird.)

5. Formulieren Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Man hat damit nicht gerechnet. – Es wurde damit nicht gerechnet./Damit wurde nicht gerechnet ...
Man wartete auf ihn eine ganze Stunde. Man verzichtete auf die Reise. Man dachte nicht an sie. Man ...
(Man übt unpersönliches Passiv von intransitiven Verben mit dem Präpositionalobjekt und macht die Schüler darauf aufmerksam, dass es verschwindet, wenn sein Platz besetzt wird.)

6. Bilden Sie passivische Sätze nach dem Muster.
Muster: Buch, lesen – Das Buch wird gelesen.
Schüler, loben; Hose, zerreißen; Wand, streichen; Freund, besuchen; ...
(Man übt persönliches Passiv, zuerst kommen einfache Verben, danach starke und schwache, dann auch Verben mit trennbaren und untrennbaren Vorsilben.)

7. Formulieren Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Man liest das Buch. – Das Buch wird gelesen.
Man führte die Oper 1998 zum ersten Mal auf. Man hat das Haus abgerissen. ...
(Man übt das persönliche Vorgangspassiv.)

8. Formulieren Sie die Sätze im Passiv.
Muster: Ihr Mann hat ein neues Auto gekauft. – Es ist ein neues Auto von ihrem Mann gekauft worden.
(Man übt das persönliche Passiv, das Objekt steht immer mit einem unbestimmten Artikel, sodass man auch den Platzhalter es etwas übt.)

9. Bilden Sie passivische Sätze nach dem Muster.
Muster: Buch, lesen (Präteritum) – Das Buch wurde gelesen.
Sehenswürdigkeit, besichtigen (Perfekt); Termin, verlegen (Futur I); Karten, kaufen (Präsens); ...

10. Formulieren Sie die Sätze nach dem Muster.
Muster: Das Fenster ist eingeschlagen worden. – Das Fenster ist eingeschlagen.
Uhr, reparieren; Wohnung, renovieren; Auto, falsch, parken; Denkmal, errichten; Kontrollarbeit, prüfen; ...
(Man zeigt den Zusammenhang: Vorgangspassiv – Zustandspassiv.)

11. Formulieren Sie die Sätze nach dem Muster.
Muster: Kind, waschen, fünf Minuten – Das Kind wurde vor fünf Minuten gewaschen. Es ist also seit fünf Minuten gewaschen.
Tisch, neu lackieren, ein Monat; Rauchen, verbieten, zwei Jahre; ...
(Man zeigt den Zusammenhang: Vorgangspassiv – Zustandspassiv.)

12. Spielen Sie einen Dialog nach dem Muster.
Muster: A: Na, wie war’s denn gestern?
B: Echt cool/klasse/doof/langweilig... Zuerst wurde gespielt. Dann viel gelacht. Und danach wurde getanzt.
(Man übt unpersönliches Passiv. Es werden immer wieder drei Verben angegeben, die Schüler bestimmen selber, ob es «klasse» oder «langweilig» ist.)

13. Was wird hier gemacht?
Muster 1: Bahnhof: essen – Auf dem Bahnhof wird gegessen.
Bahnhof: trinken, Schlange stehen, einkaufen, lesen, fernsehen, plaudern, fragen, warten, telefonieren, sitzen, rufen, weinen, winken, laut rufen, einsteigen, aussteigen, kontrollieren, [...]
Deutschunterricht:
zu Hause:
Schule:
Reise:
Dorf:
(eine Übung zum unpersönlichen Passiv)

Muster 2: auf der Datsche: Freundschaften schließen – Auf der Datsche werden Freundschaften geschlossen.
Garten: Beete anlegen, Blumen gießen, Zweige schneiden, Erdbeeren sammeln, Kartoffeln pflanzen, ...
Strand:
Zug:
Straße:
Stadt:
(eine Übung zum persönlichen Passiv)

14. Niemand erfährt, dass du es warst.
Muster: A: Was war hier gestern aber los?
B: (Denkt vor sich hin: «M. hat so lustige Witze erzählt», sagt aber) Nichts Besonderes. Es wurden Witze erzählt.
N. – über dich geschimpft.
[...]
(Man übt persönliches und unpersönliches Passiv und macht die Schüler darauf aufmerksam, dass der Täter in einem Passivsatz oft fehlen kann.)

15. Spielen Sie einen Dialog nach dem Muster.
Muster: A: Was hast du denn schon wieder angerichtet?
B: Ich? Wieso ich? Es wurde doch von ihm gesungen!
(Man übt persönliches und unpersönliches Passiv.)

16. Von oder durch?
Muster 1: Sven wollte ihr die Blumen überreichen. – Die Blumen sind ihr von Sven überreicht worden.
Muster 2: Monika hat Sven gebeten, ihr die Blumen zu überreichen. – Die Blumen sind ihr durch Sven überreicht worden.
Monika bat meinen Onkel, mich zu begrüßen.
Mein Vetter wollte Iris eine goldene Uhr schenken. [...]

17. Was ist denn los mit ...? Ordnen Sie zu.

Wand
Schrank
Tisch
Lampe
Teppich
Vase
Fenster

putzen
zerbrechen
streichen
reinigen
auswechseln
reparieren
lackieren

Muster: A: Was ist denn los mit der Vase?
B: Sie ist zerbrochen. Gestern ist sie zerbrochen worden.
(Man übt das persönliche Vorgangspassiv und das Zustandspassiv.)

18. Wer übernimmt ...? Ordnen Sie zu.

Wohnung
Geschirr
Wäsche
Abendessen
Uhr
Teppich

zubereiten
aufziehen
abspülen
aufräumen
auswringen
ausklopfen

Muster: A: Du, klopfst du den Teppich aus?
B: Nein, ich habe ihn letzte Woche ausgeklopft. Lass V. es übernehmen.
A: Gut, dann wird der Teppich von V. ausgeklopft.

19. Formen Sie Passivsätze in Aktivsätze um und umgekehrt.
Muster 1: Der Wolf frisst das Rotkäppchen. – Das Rotkäppchen wird vom Wolf gefressen.
Muster 2: Der Student wird von der Jury bewertet. – Die Jury bewertet den Studenten.
(Hier kann man auch Substantive der schwachen Deklination üben.)

20. Bilden Sie Passivsätze nach dem Muster.
Muster: Man darf das Gebäude nicht abreißen. – Das Gebäude darf nicht abgerissen werden.

21. Ergänzen Sie:
Muster. Ich will ... – Ich will gelobt werden.
Ich darf ...
Meine Mutter sollte ...
Mein Freund will ...

22. Wollen oder sollen? Folgen Sie dem Muster.
Muster 1: Er will, dass man ihn nicht stört. – (Er will, dass er nicht gestört wird.) – Er will nicht gestört werden.
Muster 2: Er will, dass man das Gebäude zerstört. – (Er will, dass das Gebäude zerstört wird.) – Das Gebäude soll (das will er) zerstört werden.

23. Von? Durch? Mit? Setzen Sie eine richtige Präposition ein.
Er wurde (Gegner) besiegt.
Ihm wurde ein Brief (Postbote) zugestellt.
Das Fenster wurde (Wind) zugemacht.
Er wurde (seine Schwester) erschreckt.
Sie wurde (Kamera) aufgenommen.
Wir wurden (Pistole) bedroht.
Mein Bekannter wurde (Verbrecher) ausgeraubt.

24. Sein oder werden?
Im 20. Jahrhundert ... der Computer erfunden.
Das Geschäft ... seit einem Jahr geschlossen.
Der Tisch in der Ecke ... schon reserviert.
Das Geschäft ... gerade jetzt von einer Bande ausgeraubt.
Kleine Kinder ... mit lauwarmem Wasser gewaschen.
In einer Stunde ... auch Sie rasiert.
Ich mag, wenn er frisch rasiert ... .
Auf einer Reise ... meistens gesungen.

25. Welche Sätze lassen sich nicht in Passivsätze umformen?
Er gleicht seinem Bruder.
Er hilft seinem Bruder.
Das gilt für dich nicht.
Ich danke dir dafür.
Der Hund bellt.
Das Kind weint.
Er bekam einen Brief aus der Schweiz.
Er schickte einen Brief in die Schweiz.

26. Schreiben Sie eine Reportage über ein Ereignis. Gebrauchen Sie dabei möglichst viele Passivsätze.

27. Übersetzen Sie aus dem Deutschen ins Russische.
(Besonders sollte das unpersönliche Passiv, das Zustandspassiv und das Passiv mit Modalverben geübt werden; man sollte die Schüler bei der Übersetzung darauf aufmerksam machen, dass oft der deutsche Passivsatz ins Russische besser mit einem Satz im Aktiv übersetzt wird.)

28. Übersetzen Sie aus dem Russischen ins Deutsche. Gebrauchen Sie dabei passivische Sätze, wo es natürlich möglich ist.
(Zuerst stehen die Sätze auch im Russischen im Passiv. Danach könnte man die Schüler immer mehr aktivische russische Sätze ins Deutsche mithilfe von Passivsätzen übersetzen lassen.)

Дом был построен в прошлом веке.
На площади будет сооружен памятник.
Телефон был изобретен в конце 19-го века.
Дворец реставрируется.
Книга продается во всех магазинах города.
Дверь открывалась каждые пять минут.
По вечерам во дворе играли в карты.
За стеной громко спорили.
Меня спросили, как пройти к Красной площади.
Меня попросили отправить завтра письмо.
Я прочитал эту книгу еще в детстве.
Она продала его подарки.
Она перевела текст за полчаса.
Наше занятие нужно перенести.
Эти дома нельзя было восстановить.
Я не хочу, чтобы меня отвлекали.


Deutsch-russisches grammatisches Wörterbuch

das Aktiv: действительный залог
das Genus Verbi (Pl.: die Genera): залог
das Gerundiv: герундив (страдательное причастие)
das Hilfsverb: вспомогательный глагол
die Negation: отрицание
das Objekt: дополнение
Dativobjekt: дополнение в дательном падеже
Akkusativobjekt: дополнение в винительном падеже
Genitivobjekt: дополнение в родительном падеже
das Passiv: страдательный залог
Vorgangspassiv: процессуальный пассив
Zustandspassiv: пассив состояния, статив
unpersönliches Passiv: безличный пассив
persönliches Passiv: личный пассив
eingliedriges Passiv: одночленный пассив
zweigliedriges Passiv: двучленный пассив
dreigliedriges Passiv: трехчленный пассив
die Präposition: предлог
die Transitivität: переходность
das Verb: глагол
Wahrnehmungsverb: глагол восприятия
Funktionsverb: функциональный глагол, неполный глагол
unpersönliches Verb: безличный глагол
die Wortfolge: порядок слов

Fragen zur Selbstkontrolle

  1. Wodurch unterscheiden sich aktivische Sätze von passivischen?
  2. Was versteht man unter dem Begriff «dreigliedriges Passiv»?
  3. Von welchen intransitiven Verben kann im Deutschen das unpersönliche Vorgangspassiv gebildet werden?
  4. Welche Verben bilden kein persönliches Vorgangspassiv?
  5. Welche Verben können das Zustandspassiv bilden?
  6. Was ist der Unterschied im Gebrauch der Präpositionen von, durch, mit in Passivsätzen?
  7. In welchen Fällen ist die Agensphrase im unpersönlichen Passiv und im Zustandspassiv möglich?
  8. Was sind die Konkurrenzformen des Passivs?

Fortsetzung folgt



1 Zwar kann man im Deutschen passiven Sätzen mit Modal- und Reflexivverben begegnen, dennoch gelten diese als unkorrekt und sind nicht zu gebrauchen:
Da wird sich unterhalten.
Es soll sich der Stadt erinnert werden.
So wurde sich gegenseitig in der Gruppe geholfen.

2 Es gibt im Deutschen auch einige intransitive Verben mit dem direkten Dativobjekt, die auch das Zustandspassiv bilden können:
Ihm ist damit geholfen.
Damit ist unserem Staat genützt.
Ebenso: vergeben, verzeihen.

3 Wenn man das deutsche Verbsystem genauer unter die Lupe nimmt, dann entdeckt man sogar drei Strukturen, denen das Muster «sein + Partizip II» zugrunde liegt:
(1) Der Schüler ist erholt.
(2) Die Frucht ist gereift.
(3) Das Spiel ist entschieden.
Diese Strukturen gehen auf verschiedene Verben zurück:
(1) Der Schüler erholt/erholte sich.
(2) Die Frucht reift/reifte.
(3) Jemand/etwas hat das Spiel entschieden.
Dabei handelt es sich um zwei aktivische Strukturen (1, 2), und nur eine trägt passivischen Charakter (3). Im Satz (2) liegt das Perfekt vor, im Satz (3) ein richtiges Zustandspassiv, die Struktur im Satz (1), die auch von großem Interesse ist, wird das Zustandsreflexiv genannt. Sie wird von reflexiven Verben gebildet, die auch den Übergang in einen neuen Zustand bezeichnen können, der eine bestimmte Zeit lang stabil bleiben oder sogar zu einer neu erworbenen Eigenschaft des Subjekts werden kann. Ebenso ist jemand im Deutschen um etwas bemüht, an etwas interessiert, von etwas begeistert, über etwas enttäuscht, über etwas informiert etc. In einigen Fällen liegt aber eine gewisse Homonymie vor, wie z. B. «Er ist gewaschen» kann entweder «Man hat ihn gewaschen» oder auch «Er hat sich selber gewaschen» bedeuten. Und «Das Haus ist verbrannt» kann entweder als «Man verbrannte das Haus» oder als «Das Haus verbrannte» interpretiert werden.

4 Die Passivstruktur mit einem Modalverb kann auch zu einem Gerundiv schrumpfen:
Das Buch soll bis morgen durchgelesen werden. → Das bis morgen durchzulesende Buch.
Das Gerundiv wird durch das Anschließen der Partikel zu an das Partizip I von transitiven Verben (Verbstamm + -end) gebildet.