Methodisches
Internet im Deutschunterricht
Und täglich grüßt das Internet, ein kleiner riesiger Planet…
Deutsche Firmen
Ein Internet-Projekt von Dina Lobatschjowa, Sewersk
Fortsetzung aus Nr. 11/2009
Text 2
Die Mutter der Teddybären
Der Name Margarete Steiff weckt Erinnerungen an die Kindheit: an den kleinen berühmten Teddy mit dem typischen Knopf im Ohr. Millionen Jungen und Mädchen haben mit den knuddeligen Bären gespielt. Die Plüschtiere stehen auch heute noch in vielen Kinderzimmern. Der Name Steiff ist auf der ganzen Welt bekannt. Weniger im Blick der Öffentlichkeit dürfte jedoch die Lebensgeschichte der Frau stehen, die das Steiff-Imperium im 19. Jahrhundert gründete.
Eine große Fernsehproduktion mit Heike Makatsch und Felix Eitner zeigte in der Weihnachtszeit das beschwerliche Leben der Margarete Steiff, «einer ganz besonderen Frau, die sich trotz so vieler Widerstände durchgesetzt hat», sagt Steiff-Darstellerin Heike Makatsch. Sie habe sich intensiv mit dem Stoff befasst und Sympathie für die Frau entwickelt, deren Kapital nicht körperliche Stärke, sondern Kraft und Mut gewesen sei. Für Makatsch ist der Ausflug in die Biografie von Margarete Steiff ein «großer Glücksfall».
Der Film zeigt, wie der jungen Margarete – 1847 geboren – wegen einer Körperbehinderung, die sie an den Rollstuhl fesselt, in der schwäbischen Provinz alle Tore verschlossen scheinen. Sie leidet an den Folgen einer Kinderlähmung und kann ihre Beine nicht mehr bewegen, und auch die rechte Hand ist nur eingeschränkt einsetzbar.
Pech in der Liebe, Glück als Unternehmerin
Doch die junge Frau ist entschlossen, sich nicht in ihr Schicksal zu ergeben und etwas aus ihrem Leben zu machen. Mit Unterstützung ihres Bruders gelingt es ihr immer wieder, Menschen für ihre Ideen zu begeistern. Sie erkämpft sich einen Schulbesuch und beschließt nach einer missglückten Operation, ihren Lebensunterhalt mit einer eigenen Nähstube zu verdienen. Als die große Liebe ihres Lebens scheitert, bleibt Margarete nur die Möglichkeit, ganz auf ihre eigene Kraft zu setzen. Und damit hat sie Erfolg: Ihre Stofftiere werden weltberühmt. Später wird sie oft auch Mutter der Teddybären genannt.
Hommage an die vergessene Unternehmerin
Für ARD-Programmdirektor Günter Struve ist Margarete Steiffs Markenprodukt mehr als nur noch immer ein beliebtes Kuscheltier und anhaltender Exportschlager. Es sei zum Symbol der Zeitgeschichte geworden. Trautes Heim und Trauerarbeit: Der Teddy spiegele beides im Spielzeugformat, schreibt er im Begleitheft zum Film.
An Originalschauplätzen gedreht
Regie und Kamera führte bei der Produktion Xaver Schwarzenberger, der die historische Koproduktion an Originalschauplätzen in Baden-Württemberg inszeniert hat. Die Autoren Susanne Beck und Thomas Eifler betonen, dass sie mit ihrem Stoff vor allem auch den Namen Margarete Steiff aus der Vergessenheit holen wollen: «Porsche, Daimler oder Benz sind Namen, die jeder kennt und die man als bedeutende Persönlichkeiten feiert. Aber wer feiert Margarete Steiff? Wer weiß, woher sie kam und was sie geleistet hat?»
Meisterleistung der Makatsch
Spätestens mit diesem Film wird sich das wohl ändern. Einfühlsam und sehr emotional spielt Heike Makatsch die Margarete Steiff. Ihr zur Seite hat der bei der Produktion federführende SWR Felix Eitner als Bruder Fritz Steiff und Suzanne von Borsody als Mutter gestellt. Herbert Knaup spielt ihren Vater. Das Erste zeigt «Margarete Steiff» am Dienstag um 20.15 Uhr.
Gregor Haake/AP
(http://www.stern.de)
Text 3
Margarete Steiff
Die deutsche Spielwarenunternehmerin Margarete Steiff wurde weltweit bekannt als Herstellerin von Teddybären und anderem Spielzeug. Sie erfand die Steiff-Teddybären, die ihren Siegeszug durch unzählige Kinderzimmer der Welt antraten. Das Markenzeichen der Stofftiere ist der Knopf im Ohr. Ihre bemerkenswerten Leistungen als Unternehmerin schuf Steiff aus dem Rollstuhl heraus ...
Apollonia Margarete Steiff wurde am 24. Juli 1847 in Giengen geboren. Margarete Steiff litt seit ihrem ersten Lebensjahr an Kinderlähmung. Sie erlernte nie das Laufen und war zeit ihres Lebens auf den Rollstuhl angewiesen. Eine Behandlung ihrer Krankheit blieb ohne Erfolg auf Heilung.
Zusammen mit ihren beiden Schwestern absolvierte Steiff die Nähschule und kaufte sich 1869 eine Nähmaschine. In ihrer Freizeit erlernte sie das Zitherspielen; später gab sie darin Unterricht.
Steiff gründete mit ihren Schwestern eine Nähstube, die sie aber bald alleine führte. Später konnte sie Mitarbeiter einstellen, denn das Geschäft lief gut. 1877 eröffnete sie ein Filzkonfektionsgeschäft, in dem sie Mäntel und Unterröcke herstellte. Ihre Ware fand guten Absatz, die industrielle Fertigung von Kleidern erlebte in dieser Zeit ihren ersten Aufschwung.
In einer Zeitschrift entdeckte Steiff 1879 das Schnittmuster eines Elefanten zur Herstellung eines Nadelkissens. Sie fertigte mehrere Stofftiere an, die sie mit Schwerwolle ausfüllte und an Kinder verschenkte. Der Elefant aus Filz sprach sich schnell herum und wurde als Spielzeug immer gefragter.
Steiff stellte dann auch andere Tiere wie Pferde, Esel oder Schweine her, die sie ab 1883 über ihr «Filz-Versandt-Geschäft» vertrieb. Bereits drei Jahre später belief sich die Produktion von Elefanten auf eine Stückzahl von 5 000, weitere Tiere kamen zum Angebot hinzu. Viele Modelle erhielten einen fahrbaren Untersatz, damit sie beweglicher waren.
Das Geschäft expandierte, größere Arbeitsräume wurden dringend notwendig. Viele Tiere wurden von Mitarbeiterinnen in Heimarbeit angefertigt, doch mehr Platz wurde benötigt, um die steigende Warenmenge zu verpacken, zu lagern und zu versenden. 1888 begannen die Bauarbeiten für die neuen Geschäftsräume. Fünf Jahre später wurde das Steiff-Unternehmen mit vier Mitarbeiterinnen und zehn Heimarbeiterinnen in das Handelsregister eingetragen. 1897 hatte sich die Belegschaft bereits verdreifacht.
Schon damals war der Spielwarenmarkt hart umkämpft. Um ihre Produkte zu sichern, versuchte Steiff ein Patent anzumelden, das aber abgelehnt wurde. Ab 1897 stattete sie deswegen ihre Tiere mit einer Fabrikmarke aus.
Im Jahr 1903 präsentierte das Unternehmen Steiff auf der Leipziger Spielwarenmesse erstmals einen Teddybären. Die Anfertigung ging auf den Vorschlag ihres ältesten Neffen zurück. Steiff glaubte nicht an den wirtschaftlichen Erfolg des Teddybären. Erst in letzter Minute interessierte sich ein amerikanischer Besucher der Leipziger Messe für das Spielzeug. Er kaufte die komplette Kollektion auf. Das war der Siegeszug des Teddybären von Steiff, der weltweit populär wurde. Seinen Namen «Teddy» soll das Spielzeug von dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt erhalten haben, der selbst diesen Spitznamen trug.
Margarete Steiff erhielt 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis den Grand Prize für ihr Lebenswerk. 1907 wurde aus dem Steiff-Unternehmen eine GmbH°– Spielwarenfabrik Margarete Steiff GmbH. Mittlerweile beschäftigte es über 400 Mitarbeiterinnen und 1 800 Heimarbeiterinnen.
Margarete Steiff starb am 9. Mai 1909 an den Folgen einer Lungenentzündung.