Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №10/2009

Hauslektüre im Deutschunterricht

Didaktisierungsvorschlag zum Buch «Momo» von Michael Ende

Erstellt von Dr. Dana Bartosch, Ruth-Ulrike Deutschmann, Natalia Koslowa

Fortsetzung aus Nr. 01, 02, 03, 04, 05, 08, 09/2009

Lesetext
Siebentes Kapitel

Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht

«Also hör mal», meinte Momo, «so können wir doch nicht spielen, wenn du immer das Gleiche sagst.»
«Ich möchte noch mehr Sachen haben», antwortete die Puppe und klimperte mit den Wimpern.
Momo versuchte es mit einem anderen Spiel und als auch das misslang, mit noch einem anderen und noch einem und noch einem. Aber es wurde einfach nichts daraus. Ja, wenn die Puppe gar nichts gesagt hätte, dann hätte Momo an ihrer Stelle antworten können und es hätte sich die schönste Unterhaltung ergeben. Aber so verhinderte Bibigirl gerade dadurch, dass sie redete, jedes Gespräch.
Nach einer Weile überkam Momo ein Gefühl, das sie noch nie zuvor empfunden hatte. Und weil es ihr ganz neu war, dauerte es eine Weile, bis sie begriff, dass es die Langeweile war.
Momo fühlte sich hilflos. Am liebsten hätte sie die vollkommene Puppe einfach liegen lassen und etwas anderes gespielt, aber sie konnte sich aus irgendeinem Grund nicht von ihr losreißen.
So saß Momo schließlich nur noch da und starrte die Puppe an, die ihrerseits wieder mit blauen, gläsernen Augen Momo anstarrte, als hätten sie sich gegenseitig hypnotisiert.
Schließlich wandte Momo ihren Blick mit Willen von der Puppe weg – und erschrak ein wenig. Ganz nah stand nämlich ein elegantes aschengraues Auto, dessen Kommen sie nicht bemerkt hatte. In dem Auto saß ein Herr, der einen spinnwebfarbenen Anzug anhatte, einen grauen steifen Hut auf dem Kopf trug und eine kleine graue Zigarre rauchte. Auch sein Gesicht sah aus wie graue Asche.
Der Herr musste sie wohl schon eine ganze Weile beobachtet haben, denn er nickte Momo lächelnd zu. Und obwohl es so heiß an diesem Mittag war, dass die Luft in der Sonnenglut flimmerte, begann Momo plötzlich zu frösteln.
Jetzt öffnete der Mann die Wagentür, stieg aus und kam auf Momo zu. In der Hand trug er eine bleigraue Aktentasche.
«Was für eine schöne Puppe du hast!», sagte er mit eigentümlich tonloser Stimme. «Darum können dich alle deine Spielkameraden beneiden.»
Momo zuckte nur die Schultern und schwieg.
«Die war bestimmt sehr teuer?», fuhr der graue Herr fort.
«Ich weiß nicht», murmelte Momo verlegen, «ich hab sie gefunden.»
«Was du nicht sagst!», erwiderte der graue Herr. «Du bist ja ein richtiger Glückspilz, scheint mir.»
Momo schwieg wieder und zog sich ihre viel zu große Männerjacke enger um den Leib. Die Kälte nahm zu.
«Ich habe allerdings nicht den Eindruck», meinte der graue Herr mit dünnem Lächeln, «als ob du dich so besonders freust, meine Kleine.» Momo schüttelte ein wenig den Kopf. Es war ihr plötzlich, als sei alle Freude für immer aus der Welt verschwunden – nein, als habe es überhaupt niemals so etwas gegeben. Und alles was sie dafür gehalten hatte, war nichts als Einbildung gewesen. Aber gleichzeitig fühlte sie etwas, das sie warnte.
«Ich habe dich schon seit einer ganzen Weile beobachtet», fuhr der graue Herr fort, «und mir scheint, du weißt überhaupt nicht, wie man mit einer so fabelhaften Puppe spielen muss. Soll ich es dir zeigen?»
Momo blickte den Mann überrascht an und nickte.
«Ich will noch mehr Sachen haben», quäkte die Puppe plötzlich.
«Na, siehst du, Kleine», meinte der graue Herr, «sie sagt es dir sogar selbst. Mit einer so fabelhaften Puppe kann man nicht spielen wie mit irgendeiner anderen, das ist doch klar. Dazu ist sie auch nicht da. Man muss ihr schon etwas bieten, wenn man sich nicht mit ihr langweilen will. Pass mal auf, Kleine!»
Er ging zu seinem Auto und öffnete den Kofferraum.
«Zuerst einmal», sagte er, «braucht sie viele Kleider. Hier ist zum Beispiel ein entzückendes Abendkleid.»
Er zog es hervor und warf es Momo zu.
«Und hier ist ein Pelzmantel aus echtem Nerz. Und hier ist ein seidener Schlafrock. Und hier ein Tennisdress. Und ein Skianzug. Und ein Badekostüm. Und ein Reitanzug. Ein Pyjama. Ein Nachthemd. Ein anderes Kleid. Und noch eins. Und noch eins. Und noch eins ...»
Er warf alle die Sachen zwischen Momo und die Puppe, wo sie sich langsam zum Haufen türmten.
«So», sagte er und lächelte wieder dünn, «damit kannst du erst einmal eine Weile spielen, nicht wahr, Kleine? Aber das wird nach ein paar Tagen auch langweilig, meinst du? Nun gut, dann musst du eben mehr Sachen für deine Puppe haben.»
Wieder beugte er sich über den Kofferraum und warf Sachen zu Momo herüber.
«Hier ist zum Beispiel eine richtige kleine Handtasche aus Schlangenleder, mit einem echten kleinen Lippenstift und einem Puderdöschen drin. Hier ist ein kleiner Fotoapparat. Hier ein Tennisschläger. Hier ein Puppenfernseher, der echt funktioniert. Hier ein Armband, eine Halskette, Ohrringe, ein Puppenrevolver, Seidenstrümpfchen, ein Federhut, ein Strohhut, ein Frühjahrshütchen, Golfschlägerchen, ein kleines Scheckbuch, Parfümfläschchen, Badesalz, Körperspray ...» Er machte eine Pause und blickte Momo prüfend an, die wie gelähmt zwischen all den Sachen am Boden saß.
«Du siehst», fuhr der graue Herr fort, «es ist ganz einfach. Man muss nur immer mehr und mehr haben, dann langweilt man sich niemals. Aber vielleicht denkst du, dass die vollkommene Bibigirl eines Tages alles haben wird und dass es dann eben doch wieder langweilig werden könnte. Nein, meine Kleine, keine Sorge! Da haben wir nämlich einen passenden Gefährten für Bibigirl.»
Und nun zog er aus dem Kofferraum eine andere Puppe hervor. Sie war ebenso groß wie Bibigirl, ebenso vollkommen, nur dass es ein junger Mann war. Der graue Herr setzte ihn neben Bibigirl, die Vollkommene, und erklärte: «Das ist Bubiboy! Für ihn gibt es auch wieder eine unendliche Menge Zubehör. Und wenn das alles, alles langweilig geworden ist, dann gibt es noch eine Freundin von Bibigirl und sie hat eine ganze eigene Ausstattung, die nur ihr passt. Und zu Bubiboy gibt es noch einen dazupassenden Freund und der hat wieder Freunde und Freundinnen. Du siehst also, es braucht nie wieder Langeweile zu geben, denn die Sache ist endlos fortzusetzen und es bleibt immer noch etwas, das du dir wünschen kannst.»
Während er redete, holte er eine Puppe nach der anderen aus dem Kofferraum seines Wagens, dessen Inhalt unerschöpflich schien und stellte sie um Momo herum, die noch immer reglos dasaß und dem Mann eher erschrocken zuguckte.
«Nun?», sagte der Mann schließlich und paffte dicke Rauchwolken. «Hast du jetzt begriffen, wie man mit einer solchen Puppe spielen muss?»
«Schon», antwortete Momo. Sie begann jetzt vor Kälte zu zittern. Der graue Herr nickte zufrieden und sog an seiner Zigarre.
«Nun möchtest du alle diese schönen Sachen natürlich gern behalten, nicht wahr? Also gut, meine Kleine, ich schenke sie dir! Du bekommst das alles – nicht sofort, sondern eines nach dem anderen, versteht sich! – und noch viel, viel mehr. Du brauchst auch nichts dafür zu tun. Du sollst nur damit spielen, so wie ich es dir erklärt habe. Nun, was sagst du dazu?»
Der graue Herr lächelte Momo erwartungsvoll an, aber da sie nichts sagte, sondern nur ernst seinen Blick erwiderte, setzte er hastig hinzu: «Du brauchst dann deine Freunde gar nicht mehr, verstehst du? Du hast ja nun genug Zerstreuung, wenn all diese schönen Sachen dir gehören und du immer noch mehr bekommst, nicht wahr? Und das willst du doch? Du willst doch diese fabelhafte Puppe? Du willst sie doch unbedingt, wie?»
Momo fühlte dunkel, dass ihr ein Kampf bevorstand, ja, dass sie schon mittendrin war. Aber sie wusste nicht, worum dieser Kampf ging und nicht gegen wen. Denn je länger sie diesem Besucher zuhörte, desto mehr ging es ihr mit ihm, wie es ihr vorher mit der Puppe gegangen war: Sie hörte eine Stimme, die redete, sie hörte Worte, aber sie hörte nicht den, der sprach. Sie schüttelte den Kopf.
«Was denn, was denn?», sagte der graue Herr und zog die Augenbrauen hoch. «Du bist immer noch nicht zufrieden? Ihr heutigen Kinder seid aber wirklich anspruchsvoll! Möchtest du mir wohl sagen, was dieser vollkommenen Puppe denn nun noch fehlt?»
Momo blickte zu Boden und dachte nach.
«Ich glaub», sagte sie leise, «man kann sie nicht lieb haben.»
Der graue Herr erwiderte eine ganze Weile nichts. Er starrte glasig vor sich hin wie die Puppen. Schließlich raffte er sich zusammen.
«Darauf kommt es überhaupt nicht an», sagte er eisig.
Momo schaute ihm in die Augen. Der Mann machte ihr Angst, vor allem durch die Kälte, die von seinem Blick ausging. Aber irgendwie tat er ihr seltsamerweise auch Leid, ohne dass sie hätte sagen können, weshalb.
«Aber meine Freunde», sagte sie, «die hab ich lieb.»
Der graue Herr verzog das Gesicht, als habe er plötzlich Zahnschmerzen. Aber er hatte sich gleich wieder in der Gewalt und lächelte messerdünn.
«Ich glaube», erwiderte er sanft, «wir sollten einmal ernsthaft miteinander reden, Kleine, damit du lernst, worauf es ankommt.»
Er zog ein graues Notizbüchlein aus der Tasche und blätterte darin, bis er fand, was er suchte.
«Du heißt Momo, nicht wahr?»
Momo nickte. Der graue Herr klappte das Büchlein zu, steckte es wieder ein und setzte sich ein wenig ächzend zu Momo auf die Erde. Eine Weile sagte er nichts, sondern paffte nur nachdenklich an seiner kleinen grauen Zigarre.
«Also Momo – nun höre mir einmal gut zu!», begann er schließlich. Das hatte Momo ja schon die ganze Zeit versucht. Aber ihm war viel schwerer zuzuhören, als allen anderen, denen sie bisher zugehört hatte. Sonst konnte sie sozusagen ganz in den anderen hineinschlüpfen und verstehen, wie er es meinte und wie er wirklich war. Aber bei diesem Besucher gelang es ihr einfach nicht. Sooft sie es versuchte, hatte sie das Gefühl, ins Dunkle und Leere zu stürzen, als sei da gar niemand. Das war ihr noch nie widerfahren.
«Das Einzige», fuhr der Mann fort, «worauf es im Leben ankommt, ist, dass man es zu etwas bringt, dass man was wird, dass man was hat. Wer es weiterbringt, wer mehr wird und mehr hat als die anderen, dem fällt alles Übrige ganz von selbst zu: Freundschaft, Liebe, Ehre und so weiter. Du meinst also, dass du deine Freunde lieb hast. Wir wollen das einmal ganz sachlich untersuchen.»
Der graue Herr paffte einige Nullen in die Luft. Momo steckte die nackten Füße unter ihren Rock und verkroch sich, soweit es möglich war, in ihrer großen Jacke.
«Da erhebt sich als Erstes die Frage», begann der graue Herr nun wieder, «was haben deine Freunde eigentlich davon, dass es dich gibt? Nützt es ihnen zu irgendetwas? Nein. Hilft es ihnen, voranzukommen, mehr zu verdienen, etwas aus ihrem Leben zu machen? Gewiss nicht. Unterstützt du sie in ihrem Bestreben Zeit zu sparen? Im Gegenteil. Du hältst sie von allem ab, du bist ein Klotz an ihrem Bein, du ruinierst ihr Vorwärtskommen! Vielleicht ist es dir bisher noch nicht bewusst geworden, Momo, – jedenfalls schadest du deinen Freunden einfach dadurch, dass du da bist. Ja, du bist in Wirklichkeit ohne es zu wollen, ihr Feind! Und das nennst du also jemand lieb haben?»
Momo wusste nicht, was sie erwidern sollte. So hatte sie die Dinge noch nie betrachtet. Einen Augenblick lang war sie sogar unsicher, ob der graue Herr nicht vielleicht Recht hatte.
«Und deshalb», fuhr der graue Herr fort, «wollen wir deine Freunde vor dir beschützen. Und wenn du sie wirklich lieb hast, dann hilfst du uns dabei. Wir wollen, dass sie es zu etwas bringen. Wir sind ihre wahren Freunde. Wir können nicht stillschweigend mit ansehen, dass du sie von allem abhältst, was wichtig ist. Wir wollen dafür sorgen, dass du sie in Ruhe lässt. Und darum schenken wir dir all die schönen Sachen.»
«Wer ‹wir›?», fragte Momo mit bebenden Lippen.
«Wir von der Zeit-Spar-Kasse», antwortete der graue Herr. «Ich bin Agent BLW/553/c. Ich persönlich meine es nur gut mit dir, denn die Zeit-Spar-Kasse lässt nicht mit sich spaßen.»
In diesem Augenblick erinnerte Momo sich plötzlich an das, was Beppo und Gigi über Zeit sparen und Ansteckung gesagt hatten. Ihr kam die schreckliche Ahnung, dass dieser graue Herr etwas damit zu tun hatte. Sehnlich wünschte sie, dass die beiden Freunde jetzt hier wären. Sie hatte sich noch nie so allein gefühlt. Aber sie beschloss, sich trotzdem keine Angst machen zu lassen. Sie nahm all ihre Kraft und ihren Mut zusammen und stürzte sich ganz und gar in die Dunkelheit und Leere hinein, hinter der der graue Herr sich vor ihr verbarg. Der hatte Momo aus den Augenwinkeln beobachtet. Die Veränderung in ihrem Gesicht war ihm nicht entgangen. Er lächelte ironisch, während er sich am Stummel seiner grauen Zigarre eine neue anzündete.
«Gib dir keine Mühe», sagte er, «mit uns kannst du es nicht aufnehmen.»
Momo gab nicht nach.
«Hat dich denn niemand lieb?», fragte sie flüsternd.
Der graue Herr krümmte sich und sank plötzlich ein wenig in sich zusammen. Dann antwortete er mit aschengrauer Stimme: «Ich muss schon sagen, so jemand wie du ist mir noch nicht vorgekommen, wirklich nicht. Und ich kenne viele Menschen. Wenn es mehr von deiner Sorte gäbe, dann könnten wir unsere Spar-Kasse bald zumachen und uns selbst in Nichts auflösen –, denn wovon sollten wir dann noch existieren?»
Der Agent unterbrach sich. Er starrte Momo an und schien gegen etwas anzukämpfen, das er nicht begreifen konnte und mit dem er nicht fertig wurde. Sein Gesicht wurde noch eine Spur aschengrauer. Als er nun wieder zu reden begann, war es, als geschehe es gegen seinen Willen, als brächen die Worte von selbst aus ihm hervor und er könne es nicht verhindern. Dabei verzerrte sich sein Gesicht mehr und mehr vor Entsetzen über das, was mit ihm geschah. Und nun hörte Momo endlich seine wahre Stimme: «Wir müssen unerkannt bleiben», vernahm sie wie von weitem, «niemand darf wissen, dass es uns gibt und was wir tun ... Wir sorgen dafür, dass kein Mensch uns im Gedächtnis behalten kann ... Nur solang wir unerkannt sind, können wir unserem Geschäft nachgehen ... ein mühseliges Geschäft, den Menschen ihre Lebenszeit stunden-, minuten- und sekundenweise abzuzapfen ... denn alle Zeit, die sie einsparen, ist für sie verloren ... Wir reißen sie an uns ... wir speichern sie auf ... wir brauchen sie ... uns hungert danach ... Ah, ihr wisst es nicht, was das ist, eure Zeit! ... Aber wir, wir wissen es und saugen euch aus bis auf die Knochen ... Und wir brauchen mehr ... immer mehr... denn auch wir werden mehr ... immer mehr ... immer mehr ...»
Diese letzten Worte hatte der graue Herr fast röchelnd hervorgestoßen, aber nun hielt er sich mit beiden Händen selbst den Mund zu. Die Augen quollen ihm hervor und er stierte Momo an. Nach einer Weile schien es, als ob er aus einer Art Betäubung wieder zu sich käme.
«Was – was war das?», stammelte er. «Du hast mich ausgehorcht! Ich bin krank! Du hast mich krank gemacht, du!» – Und dann in beinahe flehendem Ton: «Ich habe lauter Unsinn geredet, liebes Kind. Vergiss es! Du musst mich vergessen, so wie alle anderen uns vergessen! Du musst! Du musst!»
Und er packte Momo und schüttelte sie. Sie bewegte die Lippen, vermochte aber nichts zu sagen.
Da sprang der graue Herr auf, blickte sich wie gehetzt um, packte seine bleigraue Aktentasche und rannte zu seinem Auto. Und nun geschah etwas höchst Sonderbares: Wie in einer umgekehrten Explosion flogen all die Puppen und die ganzen anderen umhergestreuten Sachen von allen Seiten in den Kofferraum hinein, der knallend zuschlug. Dann raste das Auto davon, dass die Steine spritzten. Momo saß noch lang auf ihrem Platz und versuchte zu begreifen, was sie da gehört hatte. Nach und nach wich die schreckliche Kälte aus ihren Gliedern und in gleichem Maße wurde ihr alles immer klarer und klarer. Sie vergaß nichts. Denn sie hatte die wirkliche Stimme eines grauen Herren gehört. Vor ihr im dürren Gras stieg eine kleine Rauchsäule auf. Dort qualmte der zerdrückte Stummel der grauen Zigarre und zerfiel langsam zu Asche.

(Aus: Michael Ende: Momo. K. Thienemanns
Verlag, Stuttgart 2002)

Didaktisierungsvorschlag

Leseverstehen – selektives Lesen

1. (Vor dem Lesen.) Die Überschrift lautet: «Momo sucht ihre Freunde und wird von einem Feind besucht.» Fassen Sie zusammen, was Sie bisher erfahren haben:

  1. Wer sind Momos Freunde?
  2. Wer sind Momos Feinde?

2. Lesen Sie Kapitel 7. Welche ihrer Freunde sucht Momo? Welcher Feind besucht sie?

Leseverstehen – orientierendes Lesen

3. Kapitel 7 ist sehr lang, lässt sich aber gut in einzelne Abschnitte gliedern. So unterscheiden sich z. B. handelnde Personen und Schauplätze. Notieren Sie für die einzelnen Abschnitte die Hauptaussagen des Abschnitts:

 

Schauplatz

Personen

Inhalt/Hauptaussage

1. Abschnitt

 

 

 

2. Abschnitt

 

 

 

3. Abschnitt

 

 

 

 

4. Versuchen Sie nun, für die einzelnen Abschnitte Überschriften zu finden. Ihre Notizen aus der Tabelle helfen Ihnen.
1. Abschnitt: ____________________________
2. Abschnitt: ____________________________
3. Abschnitt: ____________________________

Kontrolle Leseverstehen – selektives Lesen

5. Kreuzen Sie an, was richtig ist.

1. Als sich eines Tages Momo, Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer in der Ruine versammelten, sprachen sie darüber, dass
a) die Leute aus der näheren Umgebung immer öfter in die Ruine kamen.
b) die Leute aus der näheren Umgebung immer seltener in die Ruine kommen.
c) Gigi Fremdenführer alle Hände voll zu tun hatte, weil es immer mehr Touristen gab, die die Ruine besichtigen wollten.
d) es wärmer geworden war.

2. Wen konnte man jeden Tag in der Mitte des Amphitheaters sehen?
a) ein paar Professoren der Altertumswissenschaft
b) die Touristen
c) viele Kinder
d) einige Liebespaare

3. Zum Spielen hatten die Kinder
a) nichts mehr als ein paar Schachteln, ein Tischtuch, einen Maulwurfshügel oder kleine Steinchen
b) bunte Bälle
c) überhaupt keine Spielsachen
d) sehr teure Spielsachen, z. B. einen ferngesteuerten Panzer, eine Weltraumrakete oder einen Roboter

4. Als ein Junge sein Kofferradio laut gedreht hatte, hörten die Kinder
a) ein bekanntes Lied
b) eine Werbesendung
c) Nachrichten
d) eine Radioreportage

5. Die Kinder verbrachten immer mehr Zeit in der Ruine, weil
a) Momo für sie ganz unentbehrlich geworden war
b) ihnen die Geschichten von Gigi Fremdenführer gefielen
c) ihre Eltern keine Zeit mehr für sie hatten
d) ihnen einfach das Amphitheater gefiel

6. Momo machte sich auf die Suche nach ihren alten Freunden. Als Ersten besuchte Momo
a) den Maurer Nicola
b) den Wirt Nino und seine Frau
c) den Friseur Fusi
d) das Mädchen Maria mit dem kleinen Geschwisterchen

7. Nicola hat Momo versprochen,
a) sie einmal pro Monat zu besuchen
b) sie jeden Tag zu besuchen
c) ihr etwas zu essen zu bringen
d) morgen oder übermorgen zu ihr zu kommen

8. Als Momo zu dem Wirt Nino und seiner dicken Frau kam,
a) hatten sie einen heftigen Wortwechsel
b) fütterten sie ihr Kind
c) bereiteten sie das Abendbrot zu
d) schliefen sie noch

9. An einem besonders heißen Mittag fand Momo auf den Steinstufen der Ruine
a) ein Kätzchen
b) einen großen Ball
c) eine Uhr
d) eine Puppe

10. Von wem wurde Momo noch an diesem Tag besucht?
a) vom Maurer Nicola
b) von Beppo Straßenkehrer
c) von Gigi
d) von dem grauen Herrn

Kontrolle Leseverstehen – selektives Lesen

6. Wer sagt das? Kreuzen Sie an.
1. Versuchen Sie zuerst die Aufgabe mit Ihrem Vorwissen über die Personen zu lösen.
2. Schauen Sie dann in den Text und vergleichen Sie. (1 = Momo; 2 = die Kinder; 3 = Nicola; 4 = Nino; 5 = der graue Herr)

 

1

2

3

4

5

1. Ich will es auch zu was bringen! Ist das vielleicht ein Verbrechen? Und ich tue es nicht nur für mich.

 

 

 

 

 

2. Du brauchst dann deine Freunde gar nicht mehr, verstehst du? Du hast ja nun genug Zerstreuung, wenn all diese schönen Sachen dir gehören und du immer noch mehr bekommst, nicht wahr?

 

 

 

 

 

3. Da drüben, wo ich jetzt bin, da wird ein anderes Tempo vorgelegt. Das geht wie der Teufel.

 

 

 

 

 

4. Was – was war das? Du hast mich ausgehorcht! Ich bin krank! Du hast mich krank gemacht, du!

 

 

 

 

 

5. Ihr stehlt dem lieben Gott die Zeit. Deswegen habt ihr so viel. Und weil es von eurer Sorte viel zu viele gibt, haben andere Leute immer weniger Zeit.

 

 

 

 

 

6. Ich weiß nicht, es kommt mir so vor, als ob unsere alten Freunde jetzt immer seltener zu mir kommen.

 

 

 

 

 

7. Du siehst, Momo, ich hab wieder mal zu viel getrunken. Ich geb’s zu.

 

 

 

 

 

8. Was willst du denn? Wir haben im Moment wahrhaftig keine Zeit für dich.

 

 

 

 

 

 

Leseverstehen – selektives Lesen, Sprechen

7. Wie hat sich das Leben von Nicola und Nino verändert?
1. Arbeiten Sie in Gruppen und suchen Sie Belege im Text (2. Abschnitt):

Gruppe 1:

alte Gäste hinausgeekelt

img1

Gruppe 2:

oft nicht mehr ganz nüchtern

img2

2. Berichten Sie der anderen Gruppe von den Veränderungen.
3. Vergleichen Sie: Was passiert mit den Menschen seit der Ankunft der grauen Herren?

Reflexion, Interpretation

8. In Kapitel 7 ist die Rede davon, «etwas aus seinem Leben zu machen», «es zu etwas zu bringen», «vorwärts zu kommen»:
«Das Einzige, worauf es im Leben ankommt, ist, dass man es zu etwas bringt, dass man was wird, dass man was hat. Wer es weiterbringt, wer mehr wird und mehr hat als die anderen, dem fällt alles Übrige ganz von selbst zu: Freundschaft, Liebe, Ehre und so weiter.»

Wen lässt der Autor das sagen? Warum?
Welche Vorstellung vom «Sinn» des Lebens unterstützt Ihrer Meinung nach der Autor? Begründen Sie Ihre Vermutung (Mit welchen Mitteln arbeitet der Autor?).

Sprechen

9. Worauf kommt es Ihrer Meinung nach im Leben an?

1. Sammeln Sie die verschiedenen Vorstellungen in der Gruppe.
2. Einigen Sie sich in der Gruppe auf eine Hitliste.
3. Präsentieren Sie Ihre Hitliste im Plenum und begründen Sie sie. Hinweis: Denken Sie an die Steigerung der Adjektive, z. B.:
Wir sind überzeugt, dass... im Leben sehr wichtig ist.
Wichtiger scheint uns jedoch ... zu sein.
Am wichtigsten aber ist ...

Wortschatz, Schreiben

10. Sie sind Momo und schreiben einen Brief an Ihre Freunde. Berichten Sie von Ihrem Gespräch mit dem grauen Herrn. Beachten Sie die Text­sorte «Persönlicher Brief».

Lernstrategie

Machen Sie sich vor dem Schreiben mit den Merkmalen der geforderten Textsorte vertraut. Jede Textsorte hat eine bestimmte Struktur. Ein Brief muss u. a. enthalten:
– Ort, Datum
– Anrede
– Grußformel und Unterschrift
Darüber hinaus erfordert jede Textsorte einen bestimmten Stil. Der Stil eines Briefes richtet sich nach dem Adressaten (offizieller, formaler oder informeller, persönlicher Brief).
Kontrollieren Sie nach dem Schreiben, ob Sie die Textsortenmerkmale beachtet haben.

1. Machen Sie zuerst einen Plan mit Stichpunkten, um sicher zu sein, dass Sie alle wichtigen Punkte nennen.
2. Formulieren Sie Ihre Stichpunkte. Viele Wörter der Wortschatzliste helfen Ihnen.
3. Kontrollieren Sie sich selbst. (Achten Sie auf Ihre typischen Fehler, z. B. Satzgliedstellung; Adjektivendungen, Substantivendungen usw.)

Lernstrategie

Erstellen Sie Ihre eigene Fehlerstatistik: Sammeln Sie Ihre häufigsten und wichtigsten Fehler und notieren Sie deren Korrekturen. Legen Sie sich damit eine «Checkliste» an, mit deren Hilfe Sie Ihre selbstgeschriebenen Texte kontrollieren. (Achtung: Zu lange Listen demotivieren. Nehmen Sie nur die fünf häufigsten Fehler oder wichtigsten sprachlichen Erscheinungen.)


Wortschatz

11. Markieren Sie die Wörter aus der Wortliste im Text und überprüfen Sie, ob Sie die Bedeutung des Wortes kennen. Wenn Sie ein Wort nicht kennen, schauen Sie im Wörterbuch nach und notieren Sie die Bedeutung.

12. Übersetzen Sie die Sätze ggf. ins Russische.

13. Bilden Sie Beispielsätze mit den Wörtern der Wortliste.

Lernwortschatz

1. etw. begreifen
2. recht haben
3. etw. kriegen
4. jmdn. loswerden
5. die Ansteckung, ansteckend
6. etw. aushalten
7. jmdn. angehen
8. stolz sein auf (Akk.)
9. es zu etw. bringen
10. aus Rücksicht auf (Akk.)
11. jmdm. leidtun
12. ein Versprechen halten
13. jmdn. beneiden um (Akk.)
14. jmdm. etw. (Akk.) vorschlagen
15. zukommen auf (Akk.)
16. zunehmen
17. aufpassen
18. anspruchsvoll
19. jmdn. lieb haben
20. jmdm. schaden
21. nachgeben

Fortsetzung folgt