Hauslektüre im Deutschunterricht
Didaktisierungsvorschlag zum Buch «Momo» von Michael Ende
Erstellt von Dr. Dana Bartosch, Ruth-Ulrike Deutschmann, Natalia Koslowa
Fortsetzung aus Nr. 01, 02, 03, 04, 05, 07, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18/2009, 1, 2, 3, 4/2010
Lesetext
Siebzehntes Kapitel
Große Angst und größerer Mut
Momo fürchtete sich davor ins alte Amphitheater zurückzukehren. Sicherlich würde der graue Herr, der sie um Mitternacht treffen wollte, dort hinkommen.
Und bei dem Gedanken, dort ganz allein mit ihm zu sein, packte Momo das Entsetzen.
Nein, sie wollte ihm überhaupt nicht mehr begegnen, weder dort noch anderswo. Was auch immer er ihr vorzuschlagen hatte – dass es in Wahrheit nichts Gutes für sie und ihre Freunde sein würde, war ja mehr als deutlich gewesen.
Aber wo konnte sie sich vor ihm verstecken?
Am sichersten schien es ihr mitten in der Menge anderer Menschen. Zwar hatte sie ja gesehen, dass niemand auf sie und den grauen Herren geachtet hatte, aber wenn er ihr wirklich etwas tun würde und sie um Hilfe schrie, dann würden die Leute doch wohl aufmerksam werden und sie retten. Außerdem, so sagte sie sich, war sie mitten in einer dichten Menschenmenge auch am schwersten zu finden.
Den restlichen Nachmittag und den ganzen Abend über bis tief in die Nacht hinein lief Momo also mitten im Gedränge der Passanten über die belebtesten Straßen und Plätze, bis sie wie in einem großen Kreis wieder dorthin zurückkam, wo sie diesen Weg begonnen hatte. Sie lief ihn ein zweites und ein drittes Mal. Sie ließ sich einfach mittreiben in dem Strom der immer eiligen Menschenmassen.
Aber sie war ja schon den ganzen Tag über herumgelaufen und allmählich schmerzten ihre Füße vor Müdigkeit. Es wurde spät und später und Momo marschierte halb im Schlaf dahin, immer weiter, weiter, weiter ...
«Nur einen Augenblick ausruhen», dachte sie endlich, «nur einen winzigen Augenblick, dann kann ich wieder besser Acht geben...»
Am Straßenrand stand gerade ein kleiner, dreirädriger Lieferwagen, auf dessen Ladefläche allerlei Säcke und Kisten lagen. Momo kletterte hinauf und lehnte sich gegen einen Sack, der angenehm weich war. Sie zog die müden Füße hoch und steckte sie unter ihren Rock. Ach, das tat gut! Sie seufzte erleichtert, schmiegte sich gegen den Sack und war, ehe sie es selbst merkte, vor Erschöpfung eingeschlafen. Wirre Träume suchten sie heim. Sie sah den alten Beppo, der seinen Besen als Balancierstange benutzte, hoch über einem finsteren Abgrund auf einem Seil dahinschwanken.
«Wo ist das andere Ende?», hörte sie ihn immer wieder rufen. «Ich kann das andere Ende nicht finden!»
Und das Seil schien tatsächlich unendlich lang. Es verlor sich nach beiden Seiten in der Dunkelheit.
Momo wollte Beppo so gerne helfen, aber sie konnte sich ihm nicht einmal bemerkbar machen. Er war zu weit fort, zu hoch droben. Dann sah sie Gigi, der sich einen endlosen Papierstreifen aus dem Munde zog. Er zog und zog immer weiter, aber der Papierstreifen hörte nicht auf und riss auch nicht ab. Gigi stand schon auf einem ganzen Berg von Papierstreifen. Und es schien Momo, als ob er sie flehend anblickte, als ob er keine Luft mehr bekommen könne, wenn sie ihm nicht zu Hilfe käme.
Sie wollte zu ihm hinlaufen, aber ihre Füße verfingen sich in den Papierstreifen. Und je heftiger sie sich zu befreien versuchte, desto mehr verwickelte sie sich darin.
Dann sah sie die Kinder. Sie waren alle ganz flach wie Spielkarten. Und in jede Karte waren richtige Muster kleiner Löcher gestanzt. Die Karten wurden durcheinander gewirbelt, dann mussten sie sich neu ordnen, und neue Löcher wurden in sie hineingestanzt. Die Kartenkinder weinten lautlos, aber schon wurden sie wieder gemischt und dabei fielen sie übereinander, dass es knatterte und ratterte.
«Halt!», wollte Momo rufen und «Aufhören!», aber das Knattern und Rattern übertönte ihre schwache Stimme. Und es wurde immer lauter und lauter, bis sie schließlich davon aufwachte.
Im ersten Augenblick wusste sie nicht mehr, wo sie sich befand, denn es war dunkel um sie.
Doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie sich auf den Lieferwagen gesetzt hatte. Und dieser Wagen fuhr jetzt und sein Motor machte solchen Lärm.
Momo wischte sich die Wangen ab, die noch nass von Tränen waren. Wo war sie überhaupt?
Der Wagen musste wohl schon eine ganze Weile gefahren sein, ohne dass sie es gemerkt hatte, denn er befand sich jetzt in einem Teil der Stadt, der um diese späte Nachtzeit wie ausgestorben wirkte. Die Straßen waren menschenleer und die hohen Häuser dunkel.
Der Lieferwagen fuhr nicht sehr schnell und Momo sprang ab, ehe sie sich’s recht überlegt hatte. Sie wollte auf die belebten Straßen zurück, wo sie vor dem grauen Herren sicher zu sein glaubte. Aber dann fiel ihr ein, was sie geträumt hatte und sie blieb stehen.
Das Motorengeräusch verklang allmählich in den dunklen Straßen und es wurde still.
Momo wollte nicht mehr fliehen. Sie war davongelaufen in der Hoffnung sich zu retten. Die ganze Zeit hatte sie nur an sich, an ihre eigene Verlassenheit, an ihre eigene Angst gedacht! Und dabei waren es doch in Wirklichkeit ihre Freunde, die in Not waren. Wenn es überhaupt noch jemand gab, der ihnen Hilfe bringen konnte, dann war sie es. Mochte die Möglichkeit, die grauen Herren dazu zu bewegen ihre Freunde freizugeben, auch noch so winzig sein, versuchen musste sie es wenigstens.
Als sie soweit gedacht hatte, fühlte sie plötzlich eine seltsame Veränderung in sich. Das Gefühl der Angst und Hilflosigkeit war so groß geworden, dass es plötzlich umschlug und sich ins Gegenteil verwandelte. Es war durchgestanden. Sie fühlte sich nun so mutig und zuversichtlich, als ob keine Macht der Welt ihr etwas anhaben könnte, oder vielmehr: Es kümmerte sie überhaupt nicht mehr, was mit ihr geschehen würde.
Jetzt wollte sie dem grauen Herren begegnen. Sie wollte es um jeden Preis.
«Ich muss sofort zum alten Amphitheater», sagte sie zu sich, «vielleicht ist es noch nicht zu spät, vielleicht wartet er auf mich.»
Aber das war nun leichter beschlossen als getan. Sie wusste nicht, wo sie sich befand und hatte nicht die leiseste Ahnung, in welche Richtung sie überhaupt laufen musste. Trotzdem lief sie aufs Geratewohl los.
Sie lief immer weiter und weiter durch die dunklen, totenstillen Straßen. Und da sie barfuß war, hörte sie nicht einmal den Klang ihrer eigenen Schritte. Jedes Mal, wenn sie in eine neue Straße einbog, hoffte sie, irgendetwas zu entdecken, das ihr verriet, wie sie weiterlaufen musste, irgendein Zeichen, das sie wiedererkannte. Aber sie fand keines. Und fragen konnte sie auch niemand, denn das einzige lebendige Wesen, das ihr begegnete, war ein magerer, schmutziger Hund, der in einem Abfallhaufen nach Essbarem suchte und ängstlich floh, als sie näher kam.
Schließlich gelangte Momo zu einem riesenhaften, leeren Platz. Es war keiner von den schönen Plätzen, auf denen Bäume oder Brunnen stehen, sondern einfach eine weite, leere Fläche. Nur am Rande hoben sich dunkel die Umrisse der Häuser gegen den nächtlichen Himmel ab. Momo überquerte den Platz. Als sie eben dessen Mitte erreicht hatte, begann ziemlich in der Nähe eine Turmuhr zu schlagen. Sie schlug viele Male, also war es nun vielleicht schon Mitternacht. Wenn der graue Herr jetzt im Amphitheater auf sie wartete, dachte Momo, dann konnte sie unmöglich noch rechtzeitig hinkommen. Er würde unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Die Möglichkeit, ihren Freunden zu helfen, würde vorüber sein – vielleicht ein für allemal!
Momo biss sich auf die Faust. Was sollte, was konnte sie jetzt noch tun? Sie wusste sich keinen Rat.
«Hier bin ich!», rief sie, so laut sie konnte, in die Dunkelheit hinein. Aber sie hatte keine Hoffnung, dass der graue Herr sie hören würde. Doch darin hatte sie sich getäuscht.
Kaum war nämlich der letzte Glockenschlag verhallt, als gleichzeitig in allen Straßen, die ringsum auf den großen, leeren Platz mündeten, ein schwacher Lichtschein auftauchte, der rasch heller wurde. Und dann erkannte Momo, dass es die Scheinwerfer von vielen Autos waren, die nun sehr langsam von allen Seiten auf die Mitte des Platzes zukamen, wo sie stand. In welche Richtung sie sich auch wandte, von überall her strahlte ihr grelles Licht entgegen und sie musste ihre Augen mit der Hand schützen. Sie kamen also!
Aber mit einem so gewaltigen Aufgebot hatte Momo nicht gerechnet. Für einen Augenblick
schwand ihr ganzer Mut wieder dahin. Und da sie eingekreist war und nicht weglaufen konnte, verkroch sie sich, soweit das möglich war, in ihrer viel zu großen Männerjacke.
Aber dann dachte sie an die Blumen und an die Stimmen in der großen Musik und im Nu fühlte sie sich getröstet und gestärkt.
Mit leise brummenden Motoren waren die Autos näher und näher herangekommen. Schließlich blieben sie, Stoßstange neben Stoßstange, in einem Kreis stehen, dessen Mittelpunkt Momo war. Dann stiegen die Herren aus. Momo konnte nicht sehen, wie viele es waren, denn sie blieben im Dunkeln hinter den Scheinwerfern. Aber sie spürte, dass viele Blicke auf sie gerichtet waren – Blicke, die nichts Freundliches enthielten. Und ihr wurde kalt.
Eine ganze Weile sagte niemand ein Wort, Momo nicht und auch keiner der grauen Herren.
«Das also», hörte sie schließlich eine aschenfarbene Stimme, «ist dieses Mädchen Momo, das uns einmal herausfordern zu können glaubte. Seht es euch jetzt an, dieses Häufchen Unglück!»
Diesen Worten folgte ein rasselndes Geräusch, das sich entfernt anhörte wie vielstimmiges Gelächter.
«Vorsicht!», sagte eine andere aschenfarbene Stimme unterdrückt. «Sie wissen, wie gefährlich uns die Kleine werden kann. Es hat keinen Zweck ihr etwas vorzumachen.»
Momo horchte auf.
«Na schön», sagte die erste Stimme aus dem Dunkel hinter den Scheinwerfern, «versuchen wir’s also mit der Wahrheit.»
Wieder entstand eine lange Stille. Momo fühlte, dass die grauen Herren sich davor fürchteten die Wahrheit zu sagen. Es schien sie eine unvorstellbare Anstrengung zu kosten. Momo hörte etwas, das wie ein Keuchen aus vielen Kehlen klang.
Endlich begann wieder einer zu reden. Die Stimme kam aus einer anderen Richtung, aber klang genauso aschenfarben: «Reden wir also offen miteinander. Du bist allein, armes Kind. Deine Freunde sind unerreichbar für dich. Es gibt niemand mehr, mit dem du deine Zeit teilen kannst.
Das alles war unser Plan. Du siehst, wie mächtig wir sind. Es hat keinen Sinn sich uns zu widersetzen. Die vielen einsamen Stunden, was sind sie jetzt für dich? Ein Fluch, der dich erdrückt, eine Last, die dich erstickt, ein Meer, das dich ertränkt, eine Qual, die dich versengt. Du bist ausgesondert von allen Menschen.»
Momo hörte zu und schwieg weiterhin.
«Einmal», fuhr die Stimme fort, «kommt der Augenblick, wo du es nicht mehr erträgst, morgen, in einer Woche, in einem Jahr. Uns ist es gleich, wir warten einfach. Denn wir wissen, dass du einmal gekrochen kommen wirst und sagst: Ich bin zu allem bereit, nur befreit mich von dieser Last! – Oder bist du schon so weit? Du brauchst es nur zu sagen.»
Momo schüttelte den Kopf.
«Du willst dir nicht von uns helfen lassen?», fragte die Stimme eisig.
Eine Welle von Kälte kam von allen Seiten auf Momo zu, aber sie biss die Zähne zusammen und schüttelte abermals den Kopf.
«Sie weiß, was die Zeit ist», zischelte eine andere Stimme.
«Das beweist, dass sie wirklich beim Sogenannten war», antwortete die erste Stimme ebenso. Und dann fragte sie laut: «Kennst du Meister Hora?»
Momo nickte.
«Und du warst tatsächlich bei ihm?»
Momo nickte wieder.
«Dann kennst du also die – Stunden-Blumen?»
Momo nickte zum dritten Mal. Oh und wie gut sie sie kannte! Wieder entstand eine längere Stille. Als die Stimme von neuem zu reden anfing, kam sie abermals aus einer anderen Richtung.
«Du liebst deine Freunde, nicht wahr?»
Momo nickte.
«Und du würdest sie gern aus unserer Gewalt befreien?»
Wieder nickte Momo.
«Du könntest es, wenn du nur wolltest.»
Momo zog sich ihre Jacke ganz eng um den Leib, denn sie bebte an allen Gliedern vor Kälte.
«Es würde dich wirklich nur eine Kleinigkeit kosten deine Freunde zu befreien. Wir helfen dir und du hilfst uns. Das ist doch nicht mehr als recht und billig.»
Momo blickte aufmerksam in die Richtung, aus welcher die Stimme jetzt kam.
«Wir möchten diesen Meister Hora nämlich auch gern einmal persönlich kennen lernen, verstehst du? Aber wir wissen nicht, wo er wohnt. Wir wollen von dir nicht mehr, als dass du uns zu ihm führst. Das ist alles. Ja, höre nur gut zu, Momo, damit du auch sicher bist, dass wir vollkommen offen mit dir reden und es ehrlich meinen: Du bekommst dafür deine Freunde zurück und ihr könnt wieder euer altes, lustiges Leben führen. Das ist doch ein lohnendes Angebot!»
Jetzt tat Momo zum ersten Mal den Mund auf. Es kostete sie Anstrengung zu sprechen, denn ihre Lippen waren wie eingefroren.
«Was wollt ihr von Meister Hora?», fragte sie langsam.
«Wir wollen ihn kennen lernen», antwortete die Stimme scharf und die Kälte nahm zu. «Damit lass dir genug sein.»
Momo blieb stumm und wartete ab. Unter den grauen Herren entstand eine Bewegung, sie schienen unruhig zu werden.
«Ich verstehe dich nicht», sagte die Stimme, «denk doch an dich und deine Freunde! Was machst du dir Gedanken um Meister Hora. Das lass doch seine Sorge sein. Er ist alt genug, um für sich selbst zu sorgen. Und außerdem – wenn er vernünftig ist und sich gütlich mit uns einigt, dann werden wir ihm kein Haar krümmen. Andernfalls haben wir unsere Mittel, ihn zu zwingen.»
«Wozu?», fragte Momo mit blauen Lippen.
Plötzlich klang die Stimme nun schrill und überanstrengt, als sie antwortete: «Wir haben es satt, uns die Stunden, Minuten und Sekunden der Menschen einzeln zusammenzuraffen. Wir wollen die ganze Zeit aller Menschen. Die muss Hora uns überlassen!»
Momo starrte entsetzt ins Dunkel, woher die Stimme kam.
«Und die Menschen?», fragte sie. «Was wird dann aus denen?»
«Menschen», schrie die Stimme und überschlug sich, «sind längst überflüssig. Sie selbst haben die Welt so weit gebracht, dass für ihresgleichen kein Platz mehr ist. Wir werden die Welt beherrschen!»
Die Kälte war jetzt so schrecklich, dass Momo nur noch mühsam die Lippen bewegen, aber kein Wort mehr hervorbringen konnte.
«Aber keine Sorge, kleine Momo», fuhr die Stimme nun plötzlich wieder leise und beinahe schmeichelnd fort, «du und deine Freunde, ihr seid natürlich ausgenommen. Ihr werdet die letzten Menschen sein, die spielen und sich Geschichten erzählen. Ihr mischt euch nicht mehr in unsere Angelegenheiten und wir lassen euch in Ruhe.»
Die Stimme verstummte, begann aber gleich darauf aus anderer Richtung wieder zu reden: «Du weißt, dass wir die Wahrheit gesagt haben. Wir werden unser Versprechen halten. Und nun führst du uns zu Hora.»
Momo versuchte zu sprechen. Die Kälte raubte ihr fast die Besinnung. Nach mehreren Versuchen brachte sie schließlich hervor: «Selbst wenn ich’s könnte, ich tät’s nicht.»
Von irgendwoher fragte die Stimme drohend: «Was heißt das, wenn du es könntest? Du kannst es doch! Du warst doch bei Hora, also weißt du den Weg!»
«Ich finde ihn nicht wieder», flüsterte Momo, «ich hab’s versucht. Nur Kassiopeia weiß ihn.»
«Wer ist das?»
«Meister Horas Schildkröte.»
«Wo ist sie jetzt?»
Momo, kaum noch bei Bewusstsein, stammelte: «Sie ist – mit mir – zurückgekommen – – – aber – ich hab – sie – verloren.»
Wie aus weiter Ferne hörte sie um sich her aufgeregtes Stimmengewirr.
«Sofort Großalarm!», hörte sie rufen. «Man muss diese Schildkröte finden. Jede Schildkröte muss geprüft werden! Diese Kassiopeia muss gefunden werden! Sie muss! Sie muss!»
Die Stimmen verklangen. Es wurde still. Langsam kam Momo wieder zu sich. Sie stand allein auf dem großen Platz, über den nur noch ein kalter Windstoß hinfuhr, der wie aus einer großen Leere zu kommen schien, ein aschengrauer Wind.
(Aus: Michael Ende: Momo. K. Thienemanns Verlag,
Stuttgart 2002)
Didaktisierungsvorschlag
Leseverstehen – orientierendes Lesen
1. Lesen Sie Kapitel 17. Wann und wie verändert sich Momos Einstellung zur Begegnung mit den grauen Herren im Laufe des Kapitels? Vervollständigen Sie das Flussdiagramm:
2. Erzählen Sie mithilfe des Flussdiagramms den Inhalt des Kapitels nach.
Lesestrategie
Gerade bei langen Texten sollte man Stichpunkte notieren, die die Hauptinformationen des Textes oder eines Abschnitts zusammenfassen. Diese Stichpunkte sollten aber auch übersichtlich gegliedert sein und die Struktur des Textes widerspiegeln. Eine Möglichkeit dazu bieten visuelle Hilfsmittel wie Schemata, z. B. ein Flussdiagramm.
Flussdiagramme eignen sich z. B. besonders gut
für die Darstellung von Abläufen, aber auch von Parallelhandlungen. Außerdem bieten sie durch die strukturierte Anordnung von Informationen auch eine gute Vorlage zum Sprechen.
3. Erstellen Sie für den Ablauf der Begegnung von Momo mit den grauen Herren selbst ein Flussdiagramm. Ordnen Sie anschließend die unterschiedlichen Grade von Kälte den einzelnen Stationen des Gesprächs zu.
* – kalt
** – sehr kalt
*** – eiskalt
Reflexion, Interpretation
4. Die grauen Herren sagen zu Momo: «Was machst du dir Gedanken um Meister Hora. Das lass doch seine Sorge sein. Er ist alt genug, um für sich selbst zu sorgen. Und außerdem, wenn er vernünftig ist und sich gütlich mit uns einigt, dann werden wir ihm kein Haar krümmen. Andernfalls haben wir unsere Mittel, ihn zu zwingen.» Um welche Mittel könnte es sich handeln? Äußern Sie Ihre Vermutungen.
Wortschatz
5. Mit welchen sprachlichen Mitteln wird in diesem Kapitel das Gefühl der Kälte dargestellt? Ergänzen Sie den Wortigel. Die Notizen in Ihrem Flussdiagramm können Ihnen helfen.
6. Markieren Sie die Wörter aus der Wortliste im Text und überprüfen Sie, ob Sie deren Bedeutung kennen. Wenn Sie ein Wort nicht kennen, schauen Sie im Wörterbuch nach und notieren Sie die Bedeutung.
7. Übersetzen Sie die Sätze ggf. ins Russische.
8. Bilden Sie Beispielsätze mit den Wörtern der Wortliste.
9. Geben Sie Momo Ratschläge für die Begegnung mit den grauen Herren. Benutzen Sie dafür den Lernwortschatz, z. B.:
Vorsicht, Momo, achte auf die Worte der grauen Herren, denn sie wollen dich dazu bewegen, Meister Hora zu verraten.
Lernwortschatz
- sich fürchten vor (Dat.)
- achten auf (Akk.)
- sich lehnen gegen (Akk.)
- aussterben, ausgestorben
- jmdn. bewegen zu (Dat.)
- zuversichtlich
- sich täuschen in (Dat.)
- jmdm. etw. vormachen
- sich einigen mit (Dat.)
- jmdm. kein Haar krümmen
- etw./jmdn. beherrschen